Die Blutpflaume (Prunus cerasifera, meist die Sorte ‚Nigra‘) ist nicht nur ein Zierbaum. Sie ist ein Blickfang, ein Farbimpuls im Garten und für viele ein vertrautes Herzstück ihres grünen Rückzugsorts. Mit ihren purpurfarbenen Blättern und zartrosa Blüten im Frühjahr bringt sie Leben und Leichtigkeit in jedes Beet.
Umso besorgniserregender ist es, wenn sie außerhalb des Herbstes plötzlich ihr Laub verliert. Das kann dramatisch wirken, ist aber meist ein Zeichen dafür, dass sie unter Stress steht. Doch was steckt dahinter? Und wie kann geholfen werden?
Was sind die Ursachen, wenn die Blutpflaume ihre Blätter verliert?
Ursprünglich stammt die Kirschpflaume, aus der die Blutpflaume hervorgegangen ist, aus Westasien und dem Balkan. In unseren Gärten erfreut sich besonders die dunkellaubige Variante wegen ihrer auffälligen Färbung, ihrer Robustheit und der frühen Blütezeit großer Beliebtheit. Die Blutpflaume wächst in der Regel als mittelgroßer Strauch oder kleiner Baum, wird etwa 3 bis 6 Meter hoch und verträgt Rückschnitte gut. Sie ist als Solitär, in Vorgärten oder als Blütenhecke äußerst beliebt. Ihre tiefrote Belaubung bleibt bis in den Spätherbst erhalten, es sei denn, ein Problem bringt den Baum vorher zum Blattabwurf.

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Pilzkrankheiten – eine unterschätzte Gefahr
Eine der häufigsten Ursachen für den vorzeitigen Laubverlust sind Pilzinfektionen. Besonders zwei Krankheiten treten bei Blutpflaumen häufig auf. Die Schrotschusskrankheit (verursacht durch den Pilz Wilsonomyces carpophilus) zeigt sich durch braune Flecken, die später aus dem Blattgewebe herausfallen. Die Blätter wirken dann durchlöchert, wie von Schrot getroffen. In feuchten Frühjahren kann sich die Infektion rasant ausbreiten.
Auch die sogenannte Taschenkrankheit, verursacht durch Taphrina pruni, ist problematisch. Hierbei handelt es sich um eine eher seltene, aber durchaus spektakuläre Krankheit, bei der sich die Triebe verformen und dicke, beutelartige Fruchtgebilde entstehen. Infizierte Blätter wirken gekräuselt und verkrüppelt, sie sterben oft frühzeitig ab.
Beide Pilzarten überwintern im Falllaub oder in befallenen Zweigen. Daher ist Hygiene im Garten besonders wichtig. Entfernen Sie regelmäßig abgefallene Blätter und schneiden Sie befallene Triebe zurück, am besten mit einer desinfizierten Schere. Fungizide helfen nur begrenzt und sollten gezielt und vorsichtig eingesetzt werden. Wichtig ist vor allem, die Blutpflaume zu stärken, damit sie sich selbst besser gegen Erreger wehren kann.

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Stress durch den falschen Standort
Nicht jede Blutpflaume steht am richtigen Ort. Obwohl die Pflanze als relativ anspruchslos gilt, reagiert sie empfindlich auf Staunässe und extrem trockene Böden. Ein zu feuchter Untergrund führt schnell zur Wurzelfäule, bei der die Wasser- und Nährstoffaufnahme über die beschädigten Feinwurzeln massiv gestört wird. Dann welken die Blätter, vergilben und fallen schließlich ab.
Umgekehrt kann auch anhaltende Trockenheit zu Problemen führen. Besonders junge Blutpflaumen mit noch wenig entwickeltem Wurzelsystem benötigen in trockenen Sommern zusätzliche Wassergaben. Gießen Sie lieber seltener, dafür durchdringend, um die Wurzeln in der Tiefe zu versorgen. Ideal sind durchlässige, humusreiche Böden in sonniger bis halbschattiger Lage. Wer den Verdacht hat, dass der Standort das Problem ist, kann durch Bodenaustausch, Drainageschichten oder gezielte Düngung gegengesteuert werden.
Nährstoffmangel – das stille Problem
Vergilbte Blätter, helle Blattadern oder ein insgesamt kränklicher Wuchs können auf einen Mangel an Nährstoffen hindeuten. Eisenmangel etwa führt zu einer sogenannten Chlorose. Dabei wird das Blattgewebe hell, während die Blattadern grün bleiben. Auch ein Mangel an Magnesium, Kalium oder Stickstoff kann das Laub zum Abfallen bringen. Besonders bei schwerem, verdichtetem Boden oder pH-Werten im alkalischen Bereich sind wichtige Spurenelemente für die Pflanze nicht mehr verfügbar.

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Hier hilft eine professionelle Bodenanalyse, wie sie von Gartenbaubetrieben oder Labors angeboten wird. Nach der Diagnose kann gezielt mit organischem Dünger oder speziellen Nährsalzen gegengesteuert werden. Auch das Einarbeiten von Kompost verbessert die Bodenstruktur langfristig.
Schädlinge auf dem Vormarsch
In heißen, trockenen Jahren vermehren sich Blattläuse, Spinnmilben und andere saugende Insekten besonders schnell. Sie entziehen der Blutpflaume nicht nur Wasser, sondern können auch Viren übertragen und das Gewebe direkt schädigen. Meist bleiben solche Schädlinge lange unbemerkt, bis die Blätter plötzlich abfallen. Hilfreich sind regelmäßige Kontrollen der Blattunterseiten. Gegen leichte Befälle helfen kräftige Wasserstrahlen, Brennnesselbrühe oder ölhaltige Spritzmittel auf Rapsölbasis. Insektenfreundliche Gärten mit Nützlingen wie Marienkäfern, Florfliegen oder Schlupfwespen beugen einem Massenbefall nachhaltig vor.

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Pflegefehler – kleine Ursachen, große Wirkung
Auch gut gemeinte Pflege kann der Blutpflaume zu schaffen machen. Ein radikaler Rückschnitt zur falschen Zeit, ein überdosierter Dünger oder aggressive chemische Mittel können die Pflanze unnötig stressen. Wichtig ist, nur zwischen Spätwinter und frühem Frühjahr zu schneiden, nicht bei Frost und nicht bei brütender Sommerhitze. Wunden verheilen bei warmer, trockener Witterung besonders schlecht, was zu Infektionen führen kann.
Beim Düngen gilt, weniger ist oft mehr. Stickstofflastige Volldünger fördern zwar ein schnelles Wachstum, machen das Gewebe aber auch anfälliger für Schädlinge und Pilze. Besser sind langsam wirkende, organische Alternativen wie Hornspäne oder Kompost.
Vorbeugen ist besser als heilen
Wer seine Blutpflaume langfristig gesund halten will, sollte ihr Umfeld pflegen. Ein mulchiger Schutz rund um den Stamm bewahrt die Bodenfeuchtigkeit und reduziert Temperaturschwankungen. Eine gute Durchlüftung im Kronenbereich senkt das Risiko für Pilzinfektionen und eine vielfältige Bepflanzung in der Umgebung stärkt das ökologische Gleichgewicht. Schädlinge haben es dann schwerer. Auch das jährliche Beobachten ist zentral. Werden Blattverfärbungen früh erkannt, lassen sich Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergreifen. Eine starke Pflanze kann mit vielen Herausforderungen selbst fertig werden, sofern die Bedingungen stimmen.

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Konkrete Handlungsschritte bei Blattverlust der Blutpflaume
- Symptome prüfen: Beobachten, ob der gesamte Baum betroffen ist oder nur einzelne Zweige. Auf Hinweise wie Flecken, Löcher, Verfärbungen oder Verkrüppelungen achten.
- Laub entfernen: Abgefallene Blätter regelmäßig aufsammeln und im Restmüll entsorgen, um eine Ausbreitung von Pilzsporen zu verhindern.
- Rückschnitt durchführen: Befallene Triebe mit sauberen, desinfizierten Werkzeugen zurückschneiden, idealerweise bis ins gesunde Holz.
- Boden prüfen und verbessern: Bei Verdacht auf Staunässe den Boden auflockern, Kompost oder Sand einarbeiten und Drainage schaffen.
- Gießen mit Maß: In Trockenzeiten regelmäßig wässern, dabei aber Staunässe vermeiden, lieber seltener, dafür durchdringend gießen.
- Nährstoffversorgung anpassen: Bei gelben Blättern oder schwachem Wuchs gezielt düngen, am besten nach Bodenanalyse. Organische Dünger bevorzugen.
- Geduld haben: Nach der Pflege kann sich der Baum oft im Folgejahr vollständig erholen, besonders, wenn Stressursachen beseitigt wurden.
Die Blutpflaume braucht Aufmerksamkeit – keine Panik
Blattfall außerhalb des Herbstes ist bei der Blutpflaume kein Todesurteil. In den meisten Fällen ist der Grund harmlos oder mit einfachen Mitteln behebbar. Wer sich Zeit nimmt, die Symptome genau zu beobachten, die Pflege anpasst und gegebenenfalls fachlichen Rat einholt, wird lange Freude an seinem farbenfrohen Zierbaum haben. Die wichtigste Regel lautet nicht überreagieren, sondern verstehen, was die Pflanze mit ihrem Blattverlust sagen will. Oft ist es einfach nur ein leiser Hilferuf.