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Wasserleitungen: Besser 16mm oder 20mm verwenden?

Beim Bau von neuen Gebäuden oder der Restaurierungen von Bestandsimmobilien stellt sich regelmäßig die Frage, welche Wasserrohre verwendet werden sollten. Sind 16 mm ausreichend oder bieten 20 mm genügend Vorteile, um mögliche Mehrausgaben zu rechtfertigen? Und was sagen eigentlich die gesetzlichen Vorgaben dazu? Hier erfahren Sie alles, was für die richtige Wahl von Wasserleitungen wichtig ist.

Lieber 16 oder 20 mm für die Wasserleitung?

Die Idee, lieber Rohre mit einem höheren als den notwendigen Durchmesser zu nutzen, ist zwar nachvollziehbar. Zu dicke Wasserleitungen können trotz ihrer Vorteile auch einige Nachteile mit sich bringen. Dies ist allerdings mit einigen Nachteilen verbunden: Diese sind teurer, benötigen mehr Platz und vielleicht eine aufwändigere Konstruktion, haben einen höheren Wärmeverlust und insbesondere bei Warmwasser kann es zu einer Systemträgheit kommen, wodurch das Wasser erst verspätet zur Verfügung steht.

Eine pauschale Antwort, welcher Innendurchmesser für Wasserrohrleitungen optimal sind, lässt sich nicht geben. Sowohl 16 als auch 20 mm können angemessen sein. Wer die vereinfachte Berechnung anwenden kann, kann den optimalen Innendurchmesser aber sehr einfach selbst bestimmen. Für alle anderen Gebäude sollte ohnehin der Profi gerufen werden.

Verschiedene DIN-Normen für eine Frage

In Deutschland gibt es zwei wichtige Normen, die für die Planung und Installation von Trinkwasseranlagen zu beachten sind. Das sind die DIN EN 806-3 mit dem Namen „Berechnung der Rohrinnendurchmesser – Vereinfachtes Verfahren“, welche grundsätzlich für Wohngebäude mit bis zu sechs Wohnungen angewendet werden darf. Für alle anderen Gebäude ist die DIN 1988-300 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 300: Ermittlung der Rohrdurchmesser“ relevant.

Die DIN EN 806-3 bietet, wie der Name es bereits verrät, ein vereinfachtes Verfahren an. Dieses soll einen Mindestversorgungsdruck sicherstellen und auch für eine hygienisch unbedenkliche Versorgung der Bewohner sorgen. Diese gelten für sogenannte Normal-Installationen, bei der keine Maximalwerte für den Entnahmearmaturendurchfluss und den Spitzendurchfluss überstiegen werden sowie bei der keine Dauerverbraucher mit einer Entnahme länger als 15 Minuten vorgesehen ist.

rohrdurchmesser
Grigvovan/shutterstock.com

Die Berechnung beim vereinfachten Verfahren

Um den richtigen Rohrdurchmesser zu ermitteln, wird an der entferntesten Entnahmearmatur beginnend die Belastungswerte (LU) ermittelt. Bei Belastungswerten handelt um durchschnittliche Werte bezüglich der Nutzdauer, Häufigkeit der Nutzung und Durchfluss berücksichtigt. 1 LU entspricht dabei 0,1 Liter pro Sekunde.
Hier eine kurze Übersicht, wie viele LU für verschiedene im Haushalt übliche Entnahmestellen vorgesehen sind:

  • Waschtisch, Handwaschbecken, WC-Spülung: 1 LU
  • Küchenspüle, Waschmaschine, Geschirrspülmaschine, Duschbrause: 2 LU
  • Entnahmearmatur für Garten/Garage: 5 LU

Im zweiten Schritt werden die Belastungswerte (LU) für die Teilstrecken addiert. Basierend auf dem Gesamtwert, ist der Innendurchmesser anhand der Materialien auszuwählen.

Die richtige Auswahl der Materialien bei Wasserleitungen

Bei feuerverzinkten Stahlrohren sind bei einer Maximalbelastung von bis 6 LU und bei einem größten Einzelwert von bis 4 LU Wasserleitungen mit 16 mm ausreichend, wobei die Rohrlänge 10 Meter nicht übersteigen darf. Ist also beispielsweise nur ein Waschtisch und eine Entnahmearmatur für den Garten angeschlossen, ist zwar die maximale Belastung nicht überschritten, aber der größte Einzelwert – damit sind 16 mm unzureichend. Passend wäre hier ein Durchmesser von 20 mm, da dieser eine Maximalbelastung von 16 LU und eine größten Einzelwert von 15 LU ermöglicht. Dies begrenzt die Rohrlänge allerdings auf 6 Meter.

Bei den sehr beliebten Kupferrohren gibt es hingegen keine pauschale Maximallänge. Bei 16 mm darf ein maximaler Belastungswert von 10 LU erreicht werden, während die maximale Einzelbelastung 5 LU nicht überschreiten darf. Im Gegensatz zu feuerverzinkten Stahlrohren wäre dies also für das oben genannte Beispiel ausreichend. Bei 20 mm wären die Maximalwerte 20 LU insgesamt und 8 LU einzeln. Die Werte bei nicht-rostendem Edelstahl sind ebenfalls auf diesem Niveau. Andere Materialien erlauben noch höhere Maximalbelastungswerte. In der Regel ist Kupfer aber unter Beachtung aller Eigenschaften die beste Wahl für Wasserleitungen.

verschiedene wasserrohre
PhotoArt Studio/shutterstock.com

Beispiel für einfache Berechnungen nach DIN EN 806-3

Anhand eines Beispiels kann die Berechnung praxisnah erläutert werden. Ein Bungalow besitzt ein Bad mit, von hinten beginnend, einer WC-Spülung, einem Handwaschbecken und einer Duschbrause. Davor ist eine Küche angeschlossen, die, wieder von hinten beginnend, eine Waschmaschine und eine Küchenspüle hat. Mehr Entnahmearmaturen sind in diesem einfachen Beispiel nicht vorhanden und es wird davon ausgegangen, dass alle hintereinander angeschlossen sind, auch wenn dies in der Praxis eher untypisch ist. Von der Duschbrause zur WC-Spülung muss nur der Zufluss für letzteres sichergestellt werden, was 1 LU entspricht. Bei Kupferrohren wäre ein Rohrdurchmesser von 10 mm ausreichend.

Vom Handwaschbecken zur Duschbrause sind die 1 LU der WC-Spülung und die 1 LU des Handwaschbeckens zusammengezählt werden. Das ergibt 2 LU, wo ebenfalls noch 10 mm ausreichend ist. Geht man nun immer weiter nach vorne, ergibt dies eine Gesamtbelastung von 8 LU bei einem maximalen Einzelwert von 2 LU. Dafür ist ein 16 mm-Anschluss für das Haus ausreichend. Ist zuvor noch für der Garten eine Entnahmestelle angeschlossen, erhöhen sich die Werte auf 13 LU gesamt beziehungsweise 5 LU einzeln. Aufgrund der Gesamtbelastung müsste nun ein Hausanschluss mit 20 mm Innendurchmesser gewählt werden.

Wie läuft die Berechnung nach DIN 1988-300?

Wird ein zirkulierendes System eingesetzt oder mehr als sechs Wohnungen versorgt, wird die Berechnung deutlich komplexer. Hierbei sind folgende Dinge zu beachten:

  • Entnahmenarmaturendurchfluss der einzelnen Entnahmearmaturen ermitteln
  • Summendurchflüsse berechnen und den jeweiligen Teilstrecken zuordnen
  • Spitzendurchfluss berechnen anhand der Summendurchflüsse
  • Verfügbares Rohrreibungsdruckgefälle für alle möglichen Fließwege ermitteln
  • Rohrdurchmesser für den am wenigsten günstigen Fließweg berechnen
  • Durchmesser der Wasserleitung und das verfügbare Rohrreibungsdruckgefälle für den nächsten ungünstigen Fließweg ermitteln
  • Den letzten Punkt so oft durchführen, bis ein Ergebnis für alle Teilstrecken vorhanden sind

Die Berechnung ist im Detail so komplex, dass sie idealerweise Fachleuten überlassen werden sollte.