Moderne Smart-TVs überzeugen vor allem durch ihre Vielseitigkeit. Sie können Fernseh- und Streaminginhalte wiedergeben oder Sprachbefehle entgegennehmen, während manche Modelle sogar Videotelefonie unterstützen. Doch diese Technologien lassen sich auch dazu nutzen, um weitere Daten von allen Bewohnern zu sammeln. Deswegen stellt sich Datenschützern immer häufiger die Frage: Wer beobachtet hier eigentlich wen?
Wir stellen dir in diesem Artikel vor, wie einige Hersteller und sogar Kriminelle deinen Smart-TV dazu nutzen können, um Informationen über dich zu sammeln. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Mit den richtigen Tipps und Tools kannst du für mehr Sicherheit sorgen.
Welche Informationen kann ein Smart-TV sammeln?
Heutzutage sammeln praktisch alle Geräte und Apps Informationen zu ihren Nutzern. Das dient einerseits zur Verbesserung ihres Angebots, andererseits zum Schalten von gezielter Werbung. Beim Smart-TV ist das nicht anders. Zu den aufgezeichneten Informationen gehören, welche Sender man schaut, wie lange der Fernseher läuft oder welche Webseiten besucht werden.
Mit weiteren Technologien wie Spracherkennung kann es sogar sein, dass ständig ein Mikrofon mithört. Zwar geben alle Hersteller an, dass Aufzeichnungen nur ab einem bestimmten Aktivierungswort wie „Alexa“ oder „Hey, Google“ beginnen, wirklich sicher sein kann man sich trotzdem nicht. Datenschützer haben deshalb schon vor Jahren Alarm geschlagen. Aber es gibt noch ein weiteres Risiko: Apps auf dem Smart-TV hantieren mit vielen sensiblen Daten. E-Mails, Benutzerkonten und Passwörter müssen alle hinterlegt werden, um beispielsweise Streamingdienste oder Webbrowser nutzen zu können. Auf modernen Systemen ist das kein Problem, doch genau hier gelten viele (alte) Smart-TVs als unsicher.
Veraltete Software auf Smart-TVs gilt oft als Schwachpunkt
Viele Hersteller verbauen in ihren Smart-TVs sehr schwache Hardware. Selbst vermeintliche Premium-Geräte nutzen langsame Prozessoren, wenig RAM und kleine Festplatten. Das führt dazu, dass bereits nach wenigen Jahren die technische Seite hoffnungslos veraltet ist und Hersteller den Support herunterfahren oder komplett einstellen müssen.
Neue Updates werden dann nicht mehr geliefert, was mit erheblichen Sicherheitsrisiken einhergehen kann. So ist die aktuelle Version 14 von Google TV (früher: Android TV) seit über einem Jahr verfügbar, aber der Großteil aller kompatiblen Geräte läuft noch auf einer älteren Version. Die meisten Hersteller werden wahrscheinlich niemals ein Update liefern. Und genau das kann Smart-TVs zu einem Cyber-Sicherheitsrisiko machen. Abgesehen von den Herstellern, die kundenrelevante Daten sammeln, können Hacker und Kriminelle hinzukommen, die bekannte Schwachstellen gezielt nutzen. Im schlimmsten Fall erhalten sie Zugang auf alle wichtigen Informationen oder sogar den Zugriff auf das Mikrofon.
Cyberkriminelle nutzen verschiedene Angriffsmethoden
Veraltete Software (siehe oben) ist mit Abstand der häufigste Grund, wie Hacker Zugriff auf einen smarten Fernseher erhalten können. Doch es gibt noch weitere Risiken, zum Beispiel schädliche Apps, die entweder auf Internetseiten oder sogar im App-Store verbreitet werden. Glücklicherweise entfernen Hersteller solche Apps zügig aus ihren Stores. Eine weitere Gefahrenquelle kann der eingebaute Browser sein, den mittlerweile die meisten Smart-TVs besitzen. Das Surfen im Internet von der Couch mag zwar bequem sein, doch das veraltete System und der Browser kann anfällig für Malware sein. Der Aufruf einer schädlichen Webseite kann also dazu führen, dass sich Schadsoftware einnistet.
Ebenfalls kritisch: Manche Benutzer möchten Apps oder Dateien mithilfe eines USB-Sticks übertragen. Laptops mit einem modernen Betriebssystem und eingebautem Virenscanner erkennen dabei die meisten Bedrohungen. Bei Smart-TVs sieht das hingegen anders aus. Die meisten Fernseher haben nämlich keinen (guten) Virenschutz.
Was können Hacker mit gestohlenen Daten machen?
Meistens haben Kriminelle und Betrüger ein klares Ziel: So viele Daten wie möglich von den Nutzern eines Smart-TVs zu sammeln. Ob das über einen Fernzugriff erfolgt oder durch im Hintergrund laufende Malware spielt eigentlich keine Rolle. Sie möchten vor allem Account- bzw. Kontodaten erbeuten, die praktisch auf jedem Smart-TV gespeichert werden.
Dabei benötigen sie nicht einmal viele Informationen. So reicht die E-Mail-Adresse bereits aus, um weitere Betrugsmaschen wie Phishing oder Social Engineering zu starten. Aber je mehr Daten sie haben, desto gezielter können diese Betrügereien ausfallen (zum Beispiel mit persönlicher Ansprache). Oder sie sammeln weitere Informationen auf Social Media. Darüber hinaus landen solche persönlichen Daten früher oder später nahezu immer im Darknet. Denn andere Betrüger und organisierte Banden zahlen gutes Geld, um potenzielle Opfer finden zu können. Als Folge kommt es in der Regel zu noch mehr Angriffen auf Konten und teilweise sogar Identitätsdiebstahl im Internet – ein zunehmend größeres Problem.
Erste Anzeichen für einen gehackten Smart-Fernseher
Sollte dein Smart-TV tatsächlich von einem Hack oder Malware betroffen sein, können folgende erste Anzeichen womöglich deine Vermutung bestätigen:
- Dein Fernseher agiert seltsam, wechselt von selbst Kanäle oder schaltet sich ein oder aus.
- Es gibt aufdringliche Pop-ups, Nachrichten oder dubiose Werbung, die vorher nicht da war.
- Die Performance hat spürbar nachgelassen, obwohl es eigentlich keine Änderungen gab.
- Einstellungen, insbesondere im Bereich der Privatsphäre, wurden ohne Zutun geändert.
- Dein Smart-TV leitet dich auf andere Webseiten weiter, anstatt zur Zieladresse.
Diese Anzeichen können aber lediglich als Indikatoren dienen. Denn speziell bei älteren Modellen mit langsamer Hardware sind Probleme bei der Bedienung nicht unüblich. Es kann sich trotzdem lohnen, Gerät ordentlich zu prüfen und zusätzlich abzusichern.
4 Tipps für mehr Sicherheit und Privatsphäre bei Smart-TVs
1. Software-Updates sofort installieren
Sobald ein neues Software-Update verfügbar ist, sollte es ohne lange Verzögerung installiert werden. Hersteller liefern nämlich nicht nur neue Features, sondern schließen damit auch bekannt gewordene Sicherheitslücken. Das macht es für Angreifer aus dem Internet deutlich schwieriger, sich Zugang zu verschaffen oder Malware einzuschleusen.
2. VPN auf dem Smart-TV einsetzen
Ein VPN (virtuelles privates Netzwerk) verschlüsselt alle übertragenen Daten und maskiert die eigene IP-Adresse. Seriöse VPN-Anbieter unterstützen alle Marken. So kann man zum Beispiel mit einem Samsung-TV-VPN auf einfache Weise die Sicherheit und Privatsphäre steigern. Ein weiterer Vorteil: Du kannst das sogenannte Geoblocking von Streamingdiensten umgehen.
3. Einstellungen zur Privatsphäre aktualisieren
Die meisten Hersteller möchten möglichst viele Daten sammeln, was häufig auf Kosten des Nutzers geschieht. In den Einstellungen lassen sich aber je nach Hersteller bestimmte Optionen ausschalten, sodass deutlich weniger Informationen gesammelt werden. Wer viel Wert auf Privatsphäre legt, sollte Mikrofon und/oder Kamera ganz abschalten.
4. Apps nur aus seriösen Quellen herunterladen
Das größte Einfallstor für Malware sind dubiose Apps aus dem Internet, die Zugang zu Streaminginhalten oder Live-Übertragungen versprechen. Häufig handelt es sich jedoch um Malware, die Informationen ausspäht. Nutze lieber nur die offiziellen App-Stores deines Geräts und verzichte auf Apps, die du nicht unbedingt benötigst.