Augen auf bei der Partnerwahl! Dieser Grundsatz greift nicht nur im Liebesleben, sondern trifft auch auf den Bau zu. Besonders deutlich wird dies an Kalkzementputz und Gips, die sich nicht miteinander vertragen. Beide Materialien für sich haben Vorteile, aber ihre Kombination führt zu Problemen. Kalkzementputz auf Gips verträgt sich nicht. Dies schadet der Bausubstanz oft unbemerkt, was umso gefährlicher ist.
Was Kalkzementputz ausmacht
Kalkzementputz besteht aus einer Mischung von Kalk, Zement und Sand. Die genauen Mischungsverhältnisse variieren je nach Anwendungsbereich und gewünschten Eigenschaften. Während der Kalkanteil für Elastizität und Atmungsaktivität sorgt, trägt der Zement zur Festigkeit und Wasserbeständigkeit bei. Sand fungiert als Füllstoff und beeinflusst die Struktur des Putzes. Kalkzementputz härtet durch Carbonatisierung und Hydratation aus. Dies resultiert in einer hohen Endfestigkeit.
Die Verarbeitung erfolgt in mehreren Lagen. Zunächst wird ein Spritzbewurf aufgetragen, gefolgt von einer Ausgleichsschicht und der Feinputzlage. Kalkzementputz zeichnet sich durch gute Wasserdampfdurchlässigkeit aus. Er bietet einen wirksamen Schutz gegen Feuchtigkeit von außen. Seine Robustheit macht ihn ideal für stark beanspruchte Bereiche. Typische Anwendungen umfassen Fassaden, Kellerräume und Nassräume. Die raue Oberfläche ermöglicht eine gute Haftung für nachfolgende Beschichtungen.
Das zeichnet Gips aus
Gips ist ein natürlich vorkommendes Calciumsulfat-Dihydrat. Es wird durch Erhitzen und anschließendes Mahlen zu Gipspulver verarbeitet. Die chemische Formel lautet CaSO4 · 2 H2O. Bei der Verarbeitung wird Wasser zugegeben. Dies führt zur Rekristallisation und Aushärtung des Materials. Gips zeichnet sich durch eine kurze Abbindezeit aus. Die Verarbeitung erfolgt meist einlagig.
Gips besitzt eine hohe Formbarkeit und geringe Schwindung. Es entsteht eine glatte, porenfreie Oberfläche. Gips reguliert die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. Es nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Dies schafft ein angenehmes Raumklima. Gipsputze finden hauptsächlich im Innenbereich Anwendung. Sie eignen sich für Wände und Decken in trockenen Räumen. Außerdem stellt der Werkstoff eine gute Unterlage für Tapeten und Anstriche dar. Er ermöglicht präzise Kantendarstellungen und filigrane Stuckarbeiten.
Die Unverträglichkeit von Kalkzementputz auf Gips
Wer wissen möchte, warum sich die beiden Werkstoffe nicht miteinander vertragen, muss sich mit ihren verschiedenen chemischen und physikalischen Eigenschaften beschäftigen.
Die Hauptprobleme sind:
- chemische Reaktion: Bildung von Ettringit
- unterschiedliche Wasseraufnahme und -abgabe
- Differenzen in der Festigkeit und Elastizität
- abweichende thermische Ausdehnungskoeffizienten
Die Bildung von Ettringit erweist sich als das gravierendste Problem. Bei Kontakt von Zement mit Gips und Feuchtigkeit entsteht diese Verbindung. Ettringit hat ein deutlich größeres Volumen als die Ausgangsstoffe. Dies führt zu Spannungen und Rissbildungen im Putz.
Die unterschiedlichen hygroskopischen Eigenschaften bewirken Spannungen zwischen den Schichten. Gips nimmt Feuchtigkeit schneller auf und gibt sie auch rascher ab als Kalkzementputz. Dies resultiert in unterschiedlichen Quell- und Schwindvorgängen. Die höhere Festigkeit des Kalkzementputzes im Vergleich zum weicheren Gips kann zu Ablösungen führen. Auch die unterschiedliche thermische Ausdehnung bei Temperaturschwankungen trägt zu Spannungen bei. Diese Faktoren in Kombination führen langfristig zu Schäden und Ablösungen des Putzes vom Untergrund.
Verheerende Konsequenzen des unstimmigen Paares Kalkzementputz und Gips
Die Unverträglichkeit von Kalkzementputz auf Gips führt zu gravierenden strukturellen und ästhetischen Problemen. Rissbildungen entstehen durch die Volumenänderungen und die unterschiedlichen Materialeigenschaften. Diese Risse ermöglichen das Eindringen von Feuchtigkeit, was die Schäden weiter verstärkt. Und was noch? Ablösungen des Putzes vom Untergrund sind häufige Folgen. In extremen Fällen fällt der gesamte Putz ab.
Optisch zeigen sich Verfärbungen, Ausblühungen und ungleichmäßige Oberflächen. Doch das ist längst nicht alles, was passiert. Die Funktionalität des Putzes als Schutzschicht wird beeinträchtigt. Wärmedämmung und Feuchtigkeitsregulierung verschlechtern sich. Langfristig kann es somit zu Schimmelbildung und Fäulnis in der Bausubstanz kommen. Die Sanierung solcher Schäden ist aufwendig und kostspielig, da oft der komplette Putz erneuert werden muss. Es gibt jedoch Alternativen.
Für Gipsuntergründe existieren geeignete Alternativen zum Kalkzementputz:
- Gipsputze
- Kalkputze ohne Zementzusatz
- spezielle Lehmputze
- kunststoffgebundene Putze
Eine sorgfältige Vorbehandlung des Untergrunds ist entscheidend:
- gründliche Reinigung
- Entfernung loser Teile
- Egalisierung der Saugfähigkeit
- Aufbringen einer geeigneten Grundierung
Spezielle Haftbrücken können die Verbindung verbessern:
- kunstharzbasierte Haftbrücken
- quarzsandhaltige Grundierungen
- spezielle Putzhaftmittel für Gips
Die Wahl des richtigen Putzsystems und die korrekte Vorbehandlung sind essenziell für ein langfristig haltbares Ergebnis auf Gipsuntergründen. Die Unverträglichkeit von Kalkzementputz auf Gips resultiert aus chemischen und physikalischen Unterschieden. Dies führt zu erheblichen Schäden an der Bausubstanz. Durch die Wahl geeigneter Putzsysteme und sorgfältige Vorbehandlung lassen sich diese Probleme vermeiden.