Rollende Haussanierung: Praxistipps für ein Sanieren ohne Ausziehen

von HausBlogRedaktion

Tagtäglich renovieren unzählige Menschen einzelne Zimmer ihres Zuhauses, ohne dadurch mehr Nachteile zu erleben als höchstens kleine Unannehmlichkeiten zwischen nackten Lampen an der Decke und unbedecktem Fußbodenestrich – und das auch nur für höchstens wenige Tage. Wer hingegen den eher ungewohnten Weg geht und ein Haus tiefergreifend saniert, während er darin wohnt, muss sich auf deutlich mehr Herausforderungen und sogar die Abwesenheit elementarer wohnlicher Grundelemente einstellen.

Bewohnen und sanieren – keine alltägliche Angelegenheit

Selbst eigentlich feststehende Begriffe können immer ein wenig Interpretations- oder Auslegungssache sein. Sanieren und Renovieren sind dabei keine Ausnahme, wenngleich es dennoch eine ziemlich exakte Trennlinie gibt:

  • Renovierungsarbeiten dienen immer nur einer Erneuerung des optischen Allgemeinzustandes. Frische Wandfarbe, neue Möbel, andere Tapeten und Ähnliches.
  • Sanierungsarbeiten sind hingegen deutlich umfassender, weil sie in den technisch-konstruktiven Kern eines Gebäudes eingreifen, dabei Schäden beheben und technisch Veraltetes gegen Moderneres ersetzen. Hierbei verschwimmt zudem die Grenze zur Modernisierung.

Typischerweise gehören Renovierungsarbeiten aufgrund der tiefgreifenden Natur zwangsläufig zu einer Sanierung bzw. Modernisierung dazu. Wer beispielsweise eine moderne Hauselektrik mit viel mehr Steckdosen und Schaltern installieren lässt, kommt aufgrund der zwangsläufigen Schäden durch die Leitungsverlegung kaum umhin, hinterher wenigstens neu zu tapezieren.

Die Schwierigkeit dabei: Nicht nur dauert eine Sanierung länger, sondern unterdessen werden einige elementare Grundbestandteile des Hauses nicht benutzbar sein – mitunter über Wochen hinweg nicht. Typischerweise führen Bestandsgebäudebesitzer umfassendere Sanierungen deshalb durch, bevor sie das Haus beziehen. Alternativ suchen sie sich für die Dauer der Arbeiten eine andere Bleibe.

Insbesondere aufgrund der Wohnungsmarktsituation sowie den nötigen Kosten ist beides jedoch nicht immer eine praktikable Lösung. Besonders, wenn es um Sanierungen geht, die aufgrund von gravierenden Gebäudeschäden ohne große Verzögerungen erfolgen müssen. In dem Fall haben Besitzer nur eine Option: Trotz aller Widrigkeiten im Haus verbleiben, weil nur das die einzige für den (Berufs-)Alltag und das Budget mögliche Lösung ist. Das aber erfordert nicht nur die Fähigkeit, auf manches verzichten zu können, sondern viel Flexibilität.

Tipp 1: Alles Überflüssige sorgsam verstauen

Sanierungsarbeiten brauchen Platz zum Arbeiten und sorgen, wenigstens im Innenraum, für erheblichen Schmutz. Die Schwierigkeit dabei: Ungleich zur Renovierung ist es kaum möglich, Raum für Raum zu sanieren und so einfach nur das jeweilige Zimmer auszuräumen. Wenn etwa eine neue Heizungsanlage installiert wird, dann müssen die Handwerker in allen Räumen Wände aufstemmen, Decken durchbohren, Rohrleitungen verlegen.

Das erzwingt es, bis auf einen minimalistischen Kern von zwingend täglich Notwendigem alles andere aus dem Haus zu räumen. Diese Dinge müssen jedoch nicht nur vor der Witterung geschützt werden, sondern ebenso für die weiter im Haus verbleibenden Bewohner niedrigschwellig greifbar bleiben, damit deren Alltag nicht noch schwieriger wird. Mehr noch: Aus diesem Grund ist es zudem nicht möglich, einfach nur einen beliebigen Stauraum vollzustellen, sondern alles muss mit System und Zugangsmöglichkeiten dazwischen untergebracht werden. Dadurch ist mehr Fläche nötig, als es normalerweise der Fall wäre.

Bei einer rollenden Sanierung sind deshalb gemietete Storage-Kammern und Ähnliches fernab des Zuhauses keine probate Lösung. Wenigstens die wichtigsten Dinge müssen auf dem Grundstück oder zumindest in unmittelbarer (d. h. fußläufiger) Nähe verbleiben. Da bei den meisten Hausbesitzern die Garage rasch an ihre Grenzen stößt (und streng rechtlich eigentlich nicht einmal als Lagerraum benutzt werden dürfte), besteht die flexibelste, naheliegendste Möglichkeit in der Anschaffung eines oder mehrerer Lagerzelte und deren Errichtung im Garten oder an anderer Stelle auf dem Grundstück.

Ihr Inhalt könnte sogar ähnlich wie in den Räumen des Hauses aufgestellt werden, um die Benutzung allgemein zu erleichtern. Zumal die Lösung mit Zelten erheblich günstiger und flexibler ist als etwa das Mieten von Containern, die für die Zeit auf das Grundstück gestellt werden – und sich nur per Kran bewegen lassen.

Wichtig: Sofern die bedeutendsten Wertgegenstände des Haushalts nicht bei Bekannten sicher untergebracht werden können, ist es ratsam, dafür ein Bankschließfach oder Ähnliches anzumieten – darin sind die Sachen zudem meist versichert.

stock.adobe.com © akf

Tipp 2: Die ganzen Arbeiten ins Sommerhalbjahr legen – aber dennoch für Kälte vorplanen

Es kann durchaus unangenehm sein, in einem Quasi-Rohbau zu leben, in dem beispielsweise über Tage hinweg statt Fenstern nur Folien oder Bretter in den Wandöffnungen verbaut sind. Allerdings gibt es diesbezüglich einen massiven Unterschied, ob draußen gerade November- oder Maiwetter herrscht. Sofern es irgendwie machbar ist, sollten Hausbesitzer zumindest die Arbeiten, die die Integrität der Gebäudehülle und der Heizung betreffen, ins Sommerhalbjahr legen. Das hat überdies noch Vorteile, wenn die Elektrik erneuert wird und es deshalb tageweise kein elektrisches Licht gibt – wenigstens nicht über das Hausnetz versorgt.

Dennoch sollten Bewohner ebenso für schlechtere Witterung vorplanen. Schließlich gibt es auch im Sommerhalbjahr viele kühle Tage und Nächte. Hierbei helfen verschiedene taugliche Lösungen, darunter insbesondere elektrische Heizgebläse oder, sofern sowieso vorhanden, Kamin- bzw. vergleichbare Öfen.

Tipp 3: Einen Raum zum Rückzugsbereich machen

Bei umfassenden Sanierungen werden die Handwerker sich nicht nur jeden Raum vornehmen, sondern müssen sich im Haus weitgehend frei bewegen können. Das trifft bei einer rollenden Sanierung auf die Notwendigkeit, zumindest einen einzigen Privatbereich zu haben, in dem die Bewohner schlafen, kochen und beispielsweise ihr täglich benötigtes Minimum lagern können, ohne es jeden Morgen aus dem Haus räumen zu müssen.

Dieser Raum darf vor allem kein Durchgangsraum sein. Daher bieten sich hier prinzipiell zwei Lösungen an:

  1. Der Dachboden. Er muss von den Handwerkern prinzipiell nur betreten werden, wenn das Dach erneuert wird oder hier beispielsweise die Einspeisung der Hauselektrik über eine Dachzuleitung erfolgt. Beides könnte so terminiert werden, dass die Arbeiten entweder als erstes oder letztes an die Reihe kommen.
  2. Ein Kellerraum. Ist das Kellerabteil grundsätzlich ausgebaut, dann ist es für die Handwerker nur von Relevanz, wenn sie dort Leitungen verlegen oder auf die Hausanschlüsse von Wasser, Elektrik und/oder Gas zugreifen müssen.

Natürlich bedeutet das nicht, während der ganzen Sanierung nur in diesem Raum leben zu müssen – insbesondere, wenn die Handwerker in den Feierabend gehen. Er bleibt jedoch immer als privater Rückzugsort der Bewohner erhalten, egal was in den anderen Zimmern gerade vor sich geht.

Tipp 4: Alternative Toiletten und Duschmöglichkeiten nicht vergessen

Wessen Haus über zwei Badezimmer verfügt, der kann durch geschicktes Terminieren der Arbeiten dafür sorgen, dass über weite Teile der Sanierung hinweg wenigstens eines davon an den meisten Tagen zur Verfügung steht. Wer dagegen nur ein Badezimmer besitzt, wird wahrscheinlich vor manchen Schwierigkeiten stehen.

Im Kern bedeutet das: Keinesfalls sollte man erwarten, sich unterdessen wie gewohnt waschen, duschen und die Toilette nutzen zu können. Dafür sollten stets Notfalllösungen bereitstehen. Etwa diese:

  • Vereinbarungen mit Nachbarn treffen – leider meist nur für die Zeiten außerhalb der Nachtstunden praktikabel.
  • Alternative Waschmöglichkeiten nutzen. Etwa am Arbeitsplatz, an Rastplätzen oder im Fitnessstudio.
  • Im Vorfeld eine Campingtoilette beschaffen, die flexibel verlegt und benutzt werden kann.

Bei diesem Punkt ist es besonders wichtig, den Handwerkern zu kommunizieren, während der Arbeiten nicht auszuziehen. Wird das Bad erneuert, kann dann beispielsweise eine andere Reihenfolge der Arbeiten erfolgen, wodurch wenigstens die Toilette rasch wieder benutzbar ist – selbst, wenn sie beispielsweise mit Wasser aus einem Eimer gespült werden muss.

stock.adobe.com © Dariusz Jarzabek

Tipp 5: Strom flexibel bereitstellen

Was die technische Installation eines Hauses anbelangt, ist die Erneuerung der Elektrik sowie des Warmwassersystems meist am langwierigsten. Denn üblicherweise werden diese Netze bereits frühzeitig ab Hauszuleitung gekappt, dann alle Räume neu verdrahtet und verrohrt und erst ganz zum Schluss wieder fertig nutzbar angeschlossen – meistens erst, wenn die Verputzer und Anstreicher fertig sind.

Wohl ist zumindest die Hauselektrik aufgrund der Normungen sowieso zwangsweise in mehrere Schaltkreise aufgeteilt. Dadurch gibt es durchaus die Möglichkeit, einzelne Räume länger am alten System zu halten bzw. früher mit dem neuen System zu versorgen. Dennoch sollten Hausbesitzer damit rechnen, wenigstens tageweise in einem tatsächlich stromlosen Haus zu leben, an dem sich die einzigen funktionalen Steckdosen draußen im Baustromkasten befinden. Das bedeutet:

  • Frühzeitig mit den Handwerkern sprechen, um ständig einen Zugang zum Baustromkasten zu besitzen.
  • Bereits im Vorfeld darum kümmern, wie dieser Strom zumindest in besagten „Rückzugsraum“ geleitet werden soll. Etwa durch sicheres Verlegen eines Verlängerungskabels.
  • Anschaffung einer sogenannten Powerstation – ein großer Energiespeicher, der auch 230-Volt-Haushaltsgeräte zu einem gewissen Grad versorgen kann.

Wichtig: Wer plant, für einen solchen Fall einen kraftstoffbetriebenen Stromgenerator anzuschaffen. Erstens dürfen diese Geräte aufgrund der Abgase ausschließlich im Freien laufen. Zweitens können nur Generatoren mit sogenanntem Inverter selbst empfindliche Elektronikgeräte versorgen. Herkömmliche Generatoren sind lediglich für einfache Elektromotoren, Heizwendeln und ähnliche Systeme ohne elektronische Reglung brauchbar und können andere Systeme schädigen.

Das könnte dir ebenfalls gefallen

@2024 – All Rights Reserved.